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Alumni im Porträt: Manuel Wörthmann


Name, Vorname, Titel: Wörthmann, Manuel, B.Sc.

Abschlussjahr: 2013

Studiengang: Weinbau und Oenologie, Weincampus Neustadt

Aktuelles Unternehmen: Weingut Wörthmann, LVWO Weinsberg

Position: Projektmitarbeiter



1. In welchem Unternehmen der Weinwirtschaft sind Sie aktuell tätig und welches Aufgabengebiet verantworten Sie? Neben den vielfältigen Aufgaben im Familien-Weingut bin ich aktuell als Projektmitarbeiter an der LVWO Weinsberg angestellt. Hier bearbeite ich ein Projekt namens OptiSpray in dem untersucht wird, inwiefern mit moderner Applikationstechnik und optimierter Geräteeinstellung eine Pflanzenschutzmitteleinsparung im Weinbau realisiert werden kann. Die Erkenntnisse aus diesem Projekt sollen dabei helfen die gesetzten Ziele einer 50%igen Einsparung bis 2030 zu erreichen.


2. Wo sehen Sie die deutsche Weinbranche in zehn Jahren? Was wird sich Ihrer Meinung nach in der Zukunft ändern? Die aktuelle Entwicklung wird sich auch die nächsten Jahre kaum verändern. Die Anzahl der Betrieb wird geringer, die Betriebe die bleiben werden größer. Dabei stellt sich die Frage, wie lange es noch dauert bis auch größere Betriebe von dieser Entwicklung betroffen sind. Es scheint auch recht sicher zu sein, dass sich der Umgang mit Alkohol und damit der Konsum von Wein beim Verbraucher weiter dem Trend nach verändert. Es wird weniger aber dafür bewusster konsumiert. Die Branche wird sich in diesem Kontext weiter, hin zu alkoholfreien Alternativen verändern. Wie sich langfristig die geforderte Reduktion der Pflanzenschutzmittel auswirkt ist aktuell vielleicht das größte Fragezeichen. Steigt der Anteil an biologischer und bio-dynamischer Erzeugung oder werden effizientere Geräte und Methoden entwickelt? Im schlimmsten Fall wird die Einsparung über die Brachlegung der Steillagen realisiert, womit sich auch viele Fragen im Kontext Bewässerung erübrigen würden. Allerdings stünde dann nicht nur die Kulturlandschaft als Verlierer da.


3. Was sind Ihrer Meinung nach die zukünftigen Herausforderungen? Die kommenden Jahre werden vermutlich von allerhand Herausforderungen geprägt sein. Aktuell steigen die Kosten schneller als die Weinpreise. Wann und wo diese Entwicklung endet ist aktuell nicht nur beim Thema Mindestlohn schwer abzuschätzen. Auf Seiten der Produktion sind die zwei großen Themen natürlich die geforderte Einsparung von Pflanzenschutzmitteln im Kontext wiederkehrender Extremjahre wie 2016 und 2021 zum einen. Zum anderen das umfangreiche Feld aller durch den Klimawandel verursachten Veränderungen. Der veränderte Umgang mit heimischen Rebsorten, Säure- und Alkoholmanagement im Weinberg und vor allem die Frage nach Wasser. Bereitstellung, Umgang, Herkunft und die Unsicherheit wie lange eine „Luxus“-Kultur, welche nicht zur Ernährung der Gesellschaft notwendig ist, überhaupt noch bewässert werden darf. Wie in diesem umfangreichen Konfliktfeld die Kulturlandschaft weinbaulicher Steillagen und deren Ökosystem erhalten bleiben kann ist sicherlich eine der größeren Herausforderungen für die Betriebe.


4. Was haben Sie studiert? Wann und wo haben Sie Ihr Studium abgeschlossen? Ich habe ein duales Studium im Fachbereich Weinbau und Oenologie am Weincampus Neustadt absolviert und habe dort 2013 meinen Abschluss gemacht. Ich gehöre also zu den ersten Absolventenjahrgängen die das Studium in Neustadt abgeschlossen haben.


5. Welches Thema haben Sie in Ihrer Abschlussarbeit behandelt? Meine Abschlussarbeit am Weincampus Neustadt befasste sich mit dem Thema „Weinbauliche Maßnahmen zur Reduktion des Beerendurchmessers bei der Rebsorte Spätburgunder“.


6. Haben Sie während oder vor Ihrem Studium eine Berufsausbildung absolviert? Meine Berufsausbildung zum Winzer habe ich im Rahmen des dualen Studiums bestritten und dabei auch die Möglichkeit genutzt in Betrieben außerhalb Deutschlands zu lernen. So verbrachte ich meine Lehrzeit in zwei deutschen (Weingut Klopfer, Weingut Fritz Becker) und zwei ausländischen (Weingut Bernhard Ott, DeWetshof Estate) Betrieben.


7. In welchem Unternehmen haben Sie bisher gearbeitet? Was haben Sie daraus für wertvolle Erfahrungen mitgenommen? Nach meinem Studium arbeitete ich von September 2013 bis Dezember 2017 als wissenschaftlicher Assistent für Weinbau am Weincampus Neustadt. Der Nutzen und die Erfahrungen aus dieser Zeit sind natürlich sehr umfangreich. Zum einen konnte ich sehr viel im Umgang mit den jungen Studierenden und damit im pädagogischen Bereich dazulernen, zum anderen arbeite ich bis heute mit den Erkenntnissen aus diversen Forschungsprojekten an denen ich beteiligt war. Am wertvollsten war und ist allerdings der interdisziplinäre Austausch mit Kollegen anderer Fachbereiche und die Freundschaften die daraus entstanden sind. Von Mitte 2018 bis März 2020 arbeitete ich als Außenbetriebsleiter bei den Weingütern Heitlinger & Burg Ravensburg. Aus dieser verantwortungsvollen Tätigkeit in einem qualitätsorientierten Großbetrieb mit überwiegend Steillagen nimmt man natürlich viele Erfahrungen im Bereich Organisation mit. Die viel wichtigere Erkenntnis ist aber, dass bei der Arbeit in und mit der Natur nicht immer alles planbar ist und somit ein langsamer Schritt zurück manchmal schneller ans Ziel führt als ein eiliger Schritt nach vorne.


8. Wie wichtig erachten Sie es, im Studium oder danach Erfahrungen im Ausland zu machen? Wenn sich die Möglichkeit bietet im Ausland zu arbeiten, würde ich jedem auch dazu raten. Die Sicht auf dieselben Herausforderungen und Probleme kann in anderen Ländern und Regionen eine gänzlich andere sein. Damit natürlich auch die Art und Weise der Problemlösung. Die eigene Denkweise wird dadurch vielfältiger und natürlich werden unter anderen Voraussetzungen auch andere Erfahrungen gesammelt. Allerdings beschränkt sich das nicht nur auf Inland und Ausland. Wer eine Berufsausbildung macht sollte meiner Meinung und Erfahrung nach auch immer eine gewisse Lehrzeit in einem anderen als dem eigenen Anbaugebiet verbringen.


9. Was sind die schönsten Erinnerungen an Ihre Studienzeit? Da ich keine schlechten Erinnerungen an meine Studienzeit habe, fällt die Antwort auf diese Frage äußerst schwer. Highlights waren sicherlich die große Auslands-Exkursion und die Aufenthalte in Österreich und Südafrika. Dauerbrenner während der ganzen Studienzeit war aber vor allem die pfälzische Gastfreundschaft und Gelassenheit.


10. Warum hat es sich für Sie gelohnt, ein Studium im Bereich Wein zu studieren? Der wichtigste Aspekt warum sich das Studium gelohnt hat ist sicherlich das tiefgehende Wissen welches am Weincampus in sämtlichen Bereichen vermittelt wird. Sei es in der Oenologie, der BWL oder der Pflanzenphysiologie, in allen Fachbereichen wurde eine Basis geschaffen mit der auf die aktuellen und kommenden Herausforderungen diverser Krisen und des Klimawandels reagiert werden kann. Aktuell ist die Branche durch viele Faktoren einem umfangreichen Wandel unterzogen. Das Wissen aus den Vorlesungen und die Praxis aus der Berufsausbildung stellen dabei das Handwerkszeug dar um diesen Wandel erfolgreich mitzutragen.


11. Was würden Sie Studieninteressierten empfehlen, die sich überlegen, eine Ausbildung im Weinbereich zu machen? Nutzt die Zeit während dem Studium um zu studieren! Nutzt die Möglichkeiten die das Studium euch bietet und schaut vor allem über den Tellerrand. Die bekannten Dinge und Methoden können morgen schon hinfällig sein. Die Fachbereiche die euch nicht liegen oder die Anbaumethoden die ihr vielleicht belächelt solltet ihr am Ende der Studienzeit mindestens so gut beherrschen wie die gewohnte alltägliche Arbeit. Dabei verhält es sich wie mit einem Ersatzrad. Die meiste Zeit mag es nur Platz verbrauchen aber, wenn man es benötigt ist man froh das man es hat.


Kontaktadresse: Manuel Wörthmann Querstraße 12 74348 Lauffen am Neckar eMail: manuel.woerthmann@outlook.de




Bildquelle: Weincampus


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