Name, Vorname, Titel:
Kist, Nicole, Bachelor of Arts
1. In welchem/r Betrieb / Unternehmen / Einrichtung sind Sie aktuell tätig und welches Aufgabengebiet / Tätigkeitsfeld verantworten sie dort?
Ich arbeite seit September 2023 als Sales Managerin beim Bioweingut Lenikus in Wien. Neben der Neukundenakquise im In- und Ausland betreue ich unsere Key Accounts und bin verantwortlich für die Logistik und die Rechnungslegung.
2. Wo sehen sie die Deutsche Weinbranche in zehn Jahren? Was wird sich Ihrer Meinung nach in der Zukunft ändern?
Ich denke, dass sich die Strukturen in der deutschen Weinbranche enorm verändern werden. Im Bereich der Produktion werden es kleine Familienunternehmen in den nächsten Jahren immer schwerer haben, wirtschaftlich rentabel zu sein. Die großen Betriebe werden es aus finanzieller Perspektive etwas „leichter“ haben. Es wird weitere Fusionen geben, damit kleine Betriebe überleben können.
Außerdem nehme ich an, dass die Entwicklung der künstlichen Intelligenz auch in der Weinbranche in der Produktions- und Wertschöpfungskette zu vielen Veränderungen führen wird. Beispielsweise kann der Weinbau insofern optimiert werden, dass eine KI Daten über die Bodenbeschaffenheit oder das Klima analysiert, die wichtige Informationen bei der Bewässerung oder der Auswahl von Rebsorten geben kann, um die Qualität und den Ertrag der Weinberge zu verbessern. Daneben sehe ich auch große Veränderungen im Marketing und im Bereich des Handels, da Daten für Präferenzen oder Kaufhistorien geliefert werden können.
3. Was sind Ihrer Meinung nach die zukünftigen Herausforderungen?
An dieser Stelle nenne ich zwei Aspekte, die ich in der Branche sehe. Zum einen sehe ich Herausforderungen in der Veränderung des Konsumverhaltens der Gesellschaft und in dem steigenden Bewusstsein für Gesundheit. Gerade junge Menschen ernähren sich gesünder und konsumieren immer weniger Alkohol, was den inländischen Markt unter Druck setzen wird. Daher müssen wir uns international diversifizieren und in den Märkten durchsetzen, damit der Absatz der produzierten Menge gewährleistet
wird. Daneben sehe ich große Herausforderungen aufgrund des Klimawandels. Obwohl dieses Thema kein neues ist, begleitet es uns stets. Höhere Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster erfordern Anpassungen, damit die Qualität und der Ertrag gewährleistet werden kann, um nur einen Punkt zu nennen.
4. Was haben Sie studiert? Wann und wo haben Sie Ihr Studium abgeschlossen?
Ich habe Weinmarketing und Management an der Hochschule Heilbronn studiert und im Juli 2022 graduiert.
5. Welches Thema haben Sie in Ihrer Abschlussarbeit behandelt? Wer war die/der Betreuende Ihrer Abschlussarbeit?
Mein Thema war eine Marketingkonzeption für einen Weinfachhandel am Beispiel der Bom Dia GmbH am Standort Bühl.
Ich habe gemeinsam mit dem portugiesisch-spanischen Weinfachhandel mit Tanja und Martin Lentze eine Konzeption für ein gastronomisches Konzept in dem Weinfachhandel erarbeitet, was parallel umgesetzt wurde und heute sehr erfolgreich ist. Meine betreuenden Professoren waren Prof. Dr. Ruth Fleuchaus und Herr Michael Pleitgen.
6. Haben Sie während oder vor Ihrem Studium eine Berufsausbildung absolviert? In welchen Betrieben/Unternehmen haben Sie Ihre Berufsausbildung gemacht?
Nein
7. In welchen Betrieben/Unternehmen/Einrichtungen/Bereichen haben Sie bisher gearbeitet? Was haben Sie daraus für wertvolle Erfahrungen mitgenommen?
- Wein Villa / Heilbronn, Service in der gehobenen Gastronomie und Verkauf von Wein bei der Bundesgartenschau im Jahr 2019
Hier habe ich neben Tätigkeiten eines Sommeliers auch Führungsqualitäten lernen dürfen. Der Betriebsleiter Jürgen und meine Servicechefin Susanne haben mich stets in die richtigen Positionen gebracht, um meine Stärken optimal einsetzen zu können.
- Weingut Schloss Ortenberg / Ortenberg
In diesem Praktikum war ich über den Herbst in der Weinlese im Kellerprozess beteiligt. Dieses Praktikum war enorm wertvoll für mich, da ich hier im gesamten Prozess der Weinherstellung involviert war. Besonders die Begleitung während der alkoholischen Gärung war besonders spannend und lehrreich für mich.
- Vredenheim Winery / Stellenbosch – Südafrika
In Südafrika tickt die Uhr anders. Als ergebnisorientierte und effiziente Mitarbeiterin durfte ich hier die Arbeitsweisen anderer Kulturen kennenlernen, was anfangs eine sehr große Herausforderung für mich war. Daher war ein großes Learning in dieser Zeit die Anpassungsfähigkeit in ein internationales Team. Außerdem war ich hier während der Corona-Pandemie und hätte das Praktikum eigentlich nicht machen können. Ich habe gelernt, wenn ich etwas wirklich will in meinem Leben, gebe ich niemals auf und kämpfe für meine Ziele und Träume. Es war eine der schönsten Zeiten in meinem bisherigen Leben.
- Bom Dia GmbH / Bühl, Verkauf und Kundenbetreuung
Durch „Zufall“ habe in einen Werkstudentenjob in meiner Heimatstadt Bühl bei Bom Dia angefangen. Da der Laden kurz vor einer Neueröffnung stand, habe ich angefragt, ob ich eine Marketingkonzeption für den Weinfachhandel schreiben darf, bei der sie mich begleiten. Hier konnte ich viel theoretisches Wissen aus dem Studium nun anwenden. Tanja und Martin Lentze haben mich in dieser Zeit enorm unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin.
- Bioweingut Lenikus / Wien
In meinem Studium und davor war ich stets in Kontakt mit Endverbraucherkunden. Als Vertriebsleitung in einem Weingut, das hauptsächlich B2B Kunden aus der gehobenen Hotellerie und Gastronomie bedient, konnte ich bisher meine Fähigkeiten im Verkauf und Verhandlungen ausbauen. Außerdem muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass das Lernen nach dem Studium für mich nicht aufhört. Neben Verkaufstrainings werde ich auch noch eine Sommelier-Ausbildung machen. Zum einen, weil ich mein ganzes Leben lernen und wachsen möchte und zum anderen, weil ich Lust darauf habe!
8. Wie wichtig erachten Sie es, im Studium und/oder danach Erfahrungen im Ausland zu machen? Wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen?
Ich erachte Auslandserfahrungen als besonders wertvoll und nachhaltig, besonders in dem Studiengang Weinmarketing und Management.
Ich war während meines Studiums für ein Praktikum in Stellenbosch in Südafrika und für ein Auslandssemester in Wien an der Universität für Bodenkultur. In Südafrika könnte ich mein Fachenglisch ausbauen und wertvolle interkulturelle Erfahrungen sammeln. In meinem Auslandssemester könnte ich Freundschaften mit internationalen Studierenden schließen, die bis heute bestehen. Natürlich habe ich auch an der Universität sehr vieles gelernt. Meine Schlussfolgerung war jedoch auch, dass ein praxisnahes Studium, so wie das an der Hochschule Heilbronn, genau das richtige für mich war. An der Universität war der theoretische Teil sehr viel intensiver als die Praxis.
9. Was sind die schönsten Erinnerungen an Ihre Studienzeit?
Wo fange ich an? Was ich bei der Hochschule Heilbronn als sehr wertvoll empfunden habe, waren die vielen Verkostungen internationaler Weine und Spirituosen und das Diskutieren über die verschiedenen Regionen und ihre Stilistiken. Die Beziehungen zu unseren Professorinnen und Professoren war aufgrund der kleinen Größe des Studiengangs sehr persönlich, was mir sehr gut gefallen hat. Die Exkursionen in die Champagne oder nach Georgien bleiben mir für immer in Erinnerung. Am schönsten war für mich jedoch die Zeit als Studentin in Heilbronn, bei der tatsächlich nicht mehr alle Erinnerungen ganz vorhanden sind. Das Leben in Wohngemeinschaften machten die Kommilitoninnen und Kommilitonen nicht nur zu Freunden, sondern zu meiner Familie. Wir sind gemeinsam durch gute und schlechte Zeiten gegangen und hatten enorm viel Spaß. Meine Dankbarkeit lässt sich kaum in Worte fassen.
10. Warum hat es sich für Sie gelohnt, ein Studium im Bereich Wein zu studieren?
Das Studium Weinmarketing und Management war sehr breit aufgebaut. Neben dem Schwerpunkt Wein, der den Handel, die Sensorik, internationale Märkte und vieles mehr umfasste, konnte ich mir ein betriebswirtschaftliches Grundwissen aufbauen, das mir in meiner jetzigen Stelle einen großen Mehrwert bietet. Außerdem hatten wir tolle
Kurse im Bereich Online-Business, das in der Zeit der Digitalisierung absolut elementar ist. Nach meinem Studium weiß ich ganz genau, in welchen Bereichen ich arbeiten möchte.
11. Was würden Sie Studieninteressierten empfehlen, die sich überlegen, ein Studium/eine Berufsausbildung im Weinbereich zu machen?
Was gibt es Schöneres, als sein Hobby und seine Leidenschaft zum Beruf zu machen? Die Weinbranche ist so vielseitig, und gerade mit dem Studium Weinmarketing und Management stehen Absolvierenden die internationalen Türen in eine sehr dynamische und genussvolle Branche offen. Für junge Menschen, die gerne reisen und sich für ein naturnahes Produkt begeistern, ist die Weinbranche eine absolute Empfehlung.
Kontaktadresse:
Nicole Kist, Feuerbachstraße 8/7, 1020 Wien
nicolekist@web.de, 0152 0233 4933
Bildquelle: Altenmarkt-Zauchensee Tourismus
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